Die Meisterschulen-Serie

Wir befragen frischgebackene Keramikmeister(innen), die zur Vorbereitung auf die Prüfung eine Schule besucht haben. Diesmal einen Absolventen der Landshuter Meisterschule.

Dabei sind die Fragen, der besseren Vergleichbarkeit halber, gleich oder ähnlich geblieben wie in Teil 1 (Stuttgart) und Teil 2 (Naumburg) .

Diesmal sind die Antworten von Stefan Hartmann aus Eresing

Teil 3:

LANDSHUT

Wie lange warst Du in der Schule ?

2 Jahre

Wie war die Zeit ?

Ereignisreich - vor allem privat !

Wie hat sich Eure Klasse zusammengesetzt ?

11 Frauen und ich als einziger Mann

Welche Teile der Meisterprüfung hast Du in dieser Zeit abgelegt ?

Alle: III und IV im ersten Jahr, I & II im zweiten Jahr.

Wie hast Du die Schulzeit finanziert ?

Meister-BAFöG, Arbeit auf 610.- DM - Basis, Eltern...

An wieviel Tagen in der Woche hattet Ihr Unterricht ?

5 Tage, Freitag war mittags Schluß.

In welchen Fächern ? (Wieviel Stunden in welchem Fach ?)

Da gibt's einen genauen Time-table, den ich jetzt nicht finde (Umzugsverhau...); aber wen's interessiert, der kann sich ja an Frau Schäfer oder Frau Schlemp vom Landshuter Sekretariat wenden; schicken den Plan sicher gerne zu!

Was hattet Ihr denn für Lehrer ?

Die meisten hauptamtlich, ein paar führen nebenbei eine Werkstatt. Viele sind Ex-FLK-Absolventen, fast nur Männer !

Wo lagen die Schwerpunkte ?

Im ersten Jahr Theorie, im zweiten Praxis. Anfangs hoffte ich, im Praktischen (z.B. Drehen) etwas dazuzulernen. Als ich dann merkte, daß es nur vier oder 6 Stunden in der Woche waren, wurde mir klar, dass das wohl nichts wird. Am Ende hatte ich dann aber doch das Gefühl , hier einiges gelernt zu haben.

Wie ist die Werkstatt ?

Bestens ausgestattet; alles da - außer Holzbrandmöglichkeit.

Konntet Ihr in die Werkstatt, wann immer ihr wolltet ?

Ab 8.00 Uhr bis (je nachdem wer oder wo man war) der Hausmeister einen aufgespürt hat. Das schwankte so zwischen 18.oo und 22.00 Uhr. Wenn die Berufsgenossenschaft da war, stand man oft vor verschlossenen Werkstatttüren - das legte sich aber schnell wieder.

Hattest Du Schülergefühle, oder war es eher wie eine Fortbildung für Erwachsene ?

Schülergefühle hatte ich persönlich weniger. Das liegt wohl an einem selber, ob und in welche Rolle man schlüpfen mag.

Mußtet Ihr viel "Blödsinn" lernen ?

Den Prüfungsstoff in Pädagogik kennt Ihr ja; ansonsten vom Schullehrplan her: kein Blödsinn.

Was hat Dir gefehlt ? Was am meisten beeindruckt ?

Schwer zu sagen. (Blöde Fragen)

Gab es Konkurrenzgefühle unter den Schülern/innen ?

Was im einzelnen unter den Frauen lief hab ich nicht mitgekriegt und wollt ich nicht mitkriegen. Vielleicht gab's das ab und zu, dann aber in witzig spielerischer Form. Also o.k.

Ging es nur um den Meisterbrief, oder war auch Zeit für einen "Blick über den Tellerrand ?"

Für mich gab's auf jeden Fall mehr: Wissen, Können, Überblick.

Gibt's da noch den "Schaumeister" ?

Nö.

Hattest Du das Gefühl, gut auf die Prüfung vorbereitet worden zu sein ?

Ja.

Wie hat nach Deiner Meinung die Zusammenarbeit zwischen Prüfungsausschuß und Schule funktioniert ?

Gut, weil Inzest.

Wer denkt sich eigentlich die Fragen aus, wer wählt die Aufgaben ?

Dieses Jahr wurde bei der Praktischen die Schulabschluss-Prüfung (Bisher extra) mit der HWK-praktischen zusammengelegt. War natürlich toll für uns. Im Meisterprüfungsausschuß war ein Lehrer von uns vertreten. Die theoretische Schulabschlußprüfung (Chemie + Werkstoffkunde + Philosophie Dr. Hölzl + Gestaltung) wird anerkannt von der HWK.

Wurdet Ihr bei der Prüfung fair behandelt ?

Ja.

Kannst Du Dich noch an die Fragen in der theoretischen erinnern ?

Nö.

Was wurde in der Praktischen Prüfung verlangt ?

Das Übliche: Drehen eines Kruges 30 - 35 cm ja nach Form ( 4 pro Stunde) nach Muster. Schale + 30 cm , ( 4 pro Stunde) nach Zeichnung. Dann frei Schnauze Dose mit Deckel bestimmte Füllmenge. Am nächsten Tag dann Dose abdrehen + henkeln. (Die Dose musste nicht unbedingt gehenkelt werden (?); man konnte den Henkel auch auf ein Brett kleben.) Dann Formen: Stückliste erstellen nach Zeichnung, Feuchtmaße errechnen für 1 Simseck (Achtung: ½ cm Fuge einrechnen) + 1 Luftgitter gestalten und einen Fuß bauen

Wie war das mit der "Mündlichen" ?

In die Mündliche musste keiner. Zwei konnten hineingehen, weil ihre Note auf der Kippe standen - wobei man sich dann nicht verschlechtern sondern nur verbessern kann. Ich war einer davon und muß sagen: Das war wohlwollend.

Hattet Ihr Gelegenheit mit dem Ausschuß über Eure Meisterstücke zu sprechen ?

Nein.

Wurdet Ihr über die Prüfungsergebnisse detailliert informiert ?

Nein ('n bisschen inoffiziell, wobei das da alle bestanden hatten, das wussten wir). War nicht so interessant. Wer mehr wissen will, muss den Dienstweg gehen - also nach Regensburg.

Wieviel % haben bestanden ?

100

Gab es externe Prüflinge ?

Eine.

Wie gings der ?

Hat's auch bestanden. In Baukeramik so durchgewurstelt, im Drehehn was sie gut !

Hattet Ihr Kontakt mit den Fachschüler/innen und den Berufsschülern/innen ?

Schon. Es gab z.B. gemischte WG's . Mit den Berufsschülern eher wenig, weil die ja erstens dauernd wechseln und 2 . hab ich irgendwie den Eindruck , die führen eher ein Schattendasein.

Hältst Du die Ausbildung an der Landshuter Schule für noch zeitgemäß ?

Was ist in der Keramik noch zeitgemäß ?? Was ausbaufähig ist im Bereich Geschirr/Steinzeug, ist Einbrand (wird schon mal angeschnitten und auch praktiziert ; mehr würde da aber nicht schaden) Bei Formen geht's eher altbacken zu. (Überschlagen wird gemeinsam ein absolut eckiges Teil, das man leichter so bauen könnte.)

Wie war denn nun "das Gefühl danach" ?

Für mich gabs nicht so recht den Moment "jetzt ist alles gegessen", weil nach der Meisterprüfung gab's noch die Ausstellung zu bestücken + dies + jenes. Und doch war's schön !

Was machst Du jetzt mit dem Zettel ?

Durchstarten - so peux a peux ; d.h. Werkstatt herrichten, dann parallel zum Halbtagsjob anfangen.

Wenn Du's nochmal machen würdest, was würdest Du dann anders machen ?

Mehr auf meine Familie achten.

Trefft Ihr Euch mal wieder ?

Ich hoffe doch. Ursprünglich wollten wir noch das vorletzte Wochenende gemeinsam wegfahren, aber irgendwie ging nichts mehr zusammen und jeder hat sein Ränzlein geschnürt und ist ab. Dieses Jahr war ja recht viel Tam-Tam wegen 125 Jahre KFL.

Was war das Schlimmste ?

Frau Huber in Pädagogik und ich mit Kater.