ceramitec - kommunikation

Lehrlingsdiskussion und andere Highlights einer bewegten Messewoche in München

von Christian Sautier

Dies ist Gabi Dewald, Chefredakteurin des KeramikMagazins. Ihre Verzweiflung ist begründet, beging sie doch das fatale Unternehmen, mit dem kalkspatz zusammen auf der Münchner "ceramitec" eine Diskussions- veranstaltung zum Thema "Töpferlehre-Töpferleere" zu veranstalten. Glückliche Fügungen sorgten dafür, daß diese Veranstaltung hervorragend besucht war: Es kamen: Imke Prinzhorn, Lehrling aus Osnabrück, Lucia Falconi, Lehrstellensuchende aus Herrsching, Gunter Hagl, Prüfer und Ausbilder an der Berufsschule Lauterbach; Wolf Matthes, Buchautor und Fachlehrer in Höhr-Grenzhausen, Alfred Schließler, Obermeister von Baden Württemberg, Dr. Fred Steuerwald, Lehrplanmacher am Bundesinstitut für Berufsbildung in Berlin, Christian Wolf, Fachlehrer aus Naumburg, Ralf Kretschmann, Meister aus Dietmannsried, Edith Memmel, Obermeisterin von Bayern, Hans Wiedmann, 2. Vorsitzender des Bundesinnungsverbandes, Jens-Peter Planke, Meister aus Lenzen, Kerstin Goschala, Meisterin aus ???, und Christoph Möller, Meister aus Diessen. Obwohl wohl noch einige Lehrlinge im Publikum saßen, waren die zu schwach vertreten, aber Imke und Lucia haben sich tapferst geschlagen.

Gekniffen haben übrigens der ebenfalls eingeladene Lehrlingswart der bayerischen Innung, Klaus Hufnagel. Er findet nämlich, daß alles in der Ausbildung ganz wunderbar läuft und kein Diskussionsbedarf besteht. Auch Frau Barrett, von der Schule in Landshut blieb lieber fern.

Das war halt zu befürchten: Die kooperativen, sowieso offenen Leute kommen, die anderen sehen keinen Bedarf. Und die Lehrlinge? Wem es gut geht, der reist natürlich lieber nach Faenza - wem es schlecht geht, der ist eher vorsichtig. Und doch so war die Diskussion lebendig, aber konstruktiv. Beispielsweise waren sich alle einig, daß es wünschenswert wäre, daß Berufsschullehrer Betriebspraktika machen und Meister Ausbildertage in der Schule besuchen, damit die Kommunikation hier besser funktioniert. Wo aber gibt's das ? Erstaunlich war übrigens auch Schließlers Angebot zu einer weitreichenden Zusammenarbeit der Innung mit dem kalkspatz.

Um Grundsätzliches zu diskutieren, beispielsweise Christoph Möllers Modell einer partnerschaftlichen Ausbildung, fehlte freilich auch die Zeit.

Arme Gabi Dewald. An ihr lag es nun, 2 Stunden Tonband auszuwerten und einen Artikel daraus zu basteln. Naja, sie hat's ja gelernt....

Das Ergebnis könnt ihr im KeramikMagazin vom Dezember nachlesen, da gibt's dann auch hübsche Fotos dazu.

Aber langsam; also: wir waren auf der weltgrößten Messe für Keramiktechnologie, die alle drei Jahre in München stattfindet - und damit niemand denkt, wir seien jetzt total behämmert und schmeißen unser Geld für Messestände raus, sei gleich betont: Die Münchner Messegesellschaft hat uns den Platz kostenlos zur Verfügung gestellt, wofür wir an dieser Stelle nochmals herzlich danken wollen! Diese Messe ist natürlich eine Industriemesse, aber immerhin sind 6 % der Besucher Handwerker und es gibt auch haufenweise Brennöfen, Massen- und Farbenhersteller, Töpferscheiben (nur keine Backenbrecher, die kommen nur noch in Gesellenprüfungen vor!). Wir also rückten mit einem Haufen Dachlatten, einigen Regalen, einer Espressomaschine und der kalkspatz-Kiste an und schusterten, liebevoll belächelt von den professionellen Messebauern ("baut's ihr an Hasenstall?") direkt gegenüber der Firma Hutschenreuter (sind die nicht pleite?) einen Stand zusammen. Es war sicher der billigste Messestand (Materialkosten ca. 100.- DM), aber sicher nicht der schlechtest besuchte!!!

Denken wir nur an Dr. József Szilágyi aus Budapest, der ein ungarisches Lehrvideo gedreht hat und gerne mit dem kalkspatz Filme austauschen will, oder Benjamin Cervera, an Zusammenarbeit interessierter Journalist einer italienisch-spanischen Keramikzeitschrift. Interessant auch Ian Round aus Northumberland , der am liebsten mit allen Salzglasur-Töpferein in Europa networken will, oder Ingrid Kaftan von der Suchthilfe in Fleckenbühl, die ihren Hof fürs Töpferblatt machen, oder als Tagungsort zur Verfügung stellen könnte. Tchavdar T. Popov bulgarischer Journalist könnte sich vorstellen, daß wir in Bulgarien den Benzin-Film preiswert fertigstellen könnten und organisiert das bulgarische Keramik-Film-Festival (!). Überhaupt wurde unser Filmkatalog, zu dem gerade noch rechtzeitig die aktuelle Beilage fertig wurde, auf der ceramitec endlich mal angemessen gewürdigt und verkaufte sich gut. Neidisch könnte man auf Bodo Röder werden: Er erzählte, daß er mit seinen Schülern vom Gymnasium in Seeheim einen großen holzbefeuerten Ofen für Salzglasuren baut. Vielleicht nimmt er ja Kontakt mit Ian Round (0044/0/1434344245) auf, wenn er das hier liest...

Das Schärfste aber war der Kontakt mit Axel Euterbach, dem Präsidenten der "Unitet Potteries" in Bangkok, Saigon und Hongkong. Das sind die, deren Produkte (große, leider auch noch schöne handgemachte Pflanztöpfe) überall in den Baumärkten zu finden sind. Er sucht Gesellen und Meister, die bereit sind in Vietnam junge Töpfer anzulernen ! (Siehe Stellenmarkt). Allerdings erwartet der Mann preußische Disziplin !

Also, auf nach Asien !