Mittwoch,
18.10.2000, ceramitec: Christian und ich haben „Standdienst“,
stehen also am Stand des kalkspatz e.V. um Leute, die nicht nur
vorbei in die großen Messehallen hasten, sondern neugierig auch
mal stehen bleiben und Fragen stellen, über Ziele, Vorteile und
Konditionen des Vereins zu informieren oder das „Glasurenspiel“
zu demonstrieren. Da kommt plötzlich einer, der nicht lange erklären
muss, dass er nicht zu den Industriekeramikern gehört, dem man
das Handwerk gleich ansieht (was ich als sehr sympathisch empfand!).
Wer sich auf der ceramitec als Industrieller tarnen möchte, muss
unbedingt im dunklen Anzug mit Krawatte und einem kleinen schwarzen
Aktenkoffer kommen. Die Schuhe müssen glänzen und am besten läuft
hinter dem noch eine junge, extrem aufgetakelte Tippse, bei der
den möglichen Geschäftspartner der Sabber aus dem Mundwinkel läuft,
her. Das hat jetzt allerdings nichts mit dem zu tun, was ich eigentlich
erzählen wollte.
„Hallo,
ich bin der Wolfgang Stockburger und ich bin schon lange bei Euch
Mitglied“, stellte er sich uns vor. Und dann redete er nicht lange
um den heißen Brei, sondern erzählte vom Häfelesglotzer. Das ist
eine Zeitschrift, die junge Lehrlinge, Gesellen, Kunstschüler
und sonstige Interessierte im Keramikerhandwerk mit ehrenamtlichem
Engagement vor 20 Jahren und mehr erstellt haben. Im Raum Stuttgart
wurden damals Töpfertreffen organisiert und dabei die Zeitung
ins Leben gerufen. Als Wolfgang von den alten Zeiten berichtete,
kamen mir die Erzählungen aus den kalkspatz-Gründerzeiten in den
Sinn.
Und
dann zieht er aus der Tasche einen dicken Umschlag, drückt ihn
mir in die Hand, „vielleicht könnt Ihr ja mal was im Töpferblatt
davon verwerten“, aber aufpassen soll ich gut darauf, weil das
seine letzten Exemplare sind, Originale, unwiederbringlich wenn
sie verlorengehen… Als er die Hefte aus dem Umschlag zieht und
wir sehen das alte Papier, die schlechte Druckqualität, die handgemalten
Skizzen und Zeichnungen, die schwarzkopierten Fotos, auf denen
man nur noch mit viel Fantasie was erkennen kann, erinnert es
uns sogleich an die Erstausgaben des Töpferblattes. Nostalgische
Gefühle steigen hoch und schnell war die Idee geboren, eine Rubrik
ins Töpferblatt zu bringen, eine Serie, wo man Highlights aus
dem „Häfelesglotzer“ bringt. Und um die Originalität, das Ursprüngliche
und anrührend Einfache rüberzubringen, sollen die Beiträge aus
dem Original abgescannt und quasi wie ein Foto abgedruckt werden.
In
diesem Heft beginnt nun also die neue Serie „Damals im Häfelesglotzer“,
und um gleich mal eine Ausnahme zu machen, ist der erwählte Artikel
diesmal doch abgetippt, weil er mit einer sehr schlechten Schreibmaschine
geschrieben worden war und inzwischen so vergilbt und ausgeblichen
ist, dass man das Original schon kaum lesen kann.
So,
und nun viel Spaß beim Lesen, nicht nur im Häfelesglotzer!