Schwindung

Maschinen, Werkzeuge, Tone etc.
isarwinkler
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Schwindung

Beitrag von isarwinkler »

Ich suche nach Tipps, wie die Schwindung von zueinandergehörigen Teilen berücksichtigt werden muss. Beispiel: Topf/Deckel; Teller; Käseglocke ..... Ich habe die Erfahrung gemacht, dass z.B. der Teller bei einer Butterdose weniger schwindet als die dazugehörige Glocke.
Ich freu mich über jedes posting!!!
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Pit
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Beitrag von Pit »

ton schwindet eigentlich immer gleich. unterschiede ergeben sich aus der bearbeitung oder brenntemperatur. das kann schon eine andere stelle im ofen sein.
um sicher zu gehen, stellt man beides zeitgleich her. lässt es zusammen schwinden und brennt es auch gleich zusammen. das heißt: ich brenne die deckel direkt auf ihren dosen. die entsprechenden stellen sind natürlich dann nicht glasiert.
Sabine W.
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Beitrag von Sabine W. »

Gar nicht schwindet alles immer gleich! Gerade vorletzte Woche hatte ich das Teller-/Glocken-Problem auch bei zwei Käseglocken, weil sich offene Formen (wie die Glocke) eben oben viel stärker zusammenziehen als Flachzeug! Na und daß man Schalen flacher drehen muß, als sie nachher ausfallen sollen, ist doch auch nichts Neues, oder? Zwar hilft Beschweren und frühzeitiges Umdrehen da etwas, aber ganz vermeiden kann man's schwer.
Also in meinem Falle hat dann wenigstens der größere Deckel auf den kleineren Teller gepaßt, dem kleineren Deckel muß ich einen neuen Teller drehen - aber wie groß ich den mache, weiß ich auch noch nicht so recht. Werde wohl als Maß die mir bekannte Schwindung meines Tones von frisch gedreht zu lederhart nehmen, die zumindest für Flaches ganz gut hinhaut. Und der überzählige Teller bleibt besser ohne Glocke, sonst ist das Chaos nur komplett.
Wie sich dieses Problem perspektivisch lösen läßt, wüßte ich auch gerne, bin ja vorerst schon froh, diesen einen Auftrag endlich abhaken zu können...

Ciao
Sabine
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Pit
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Beitrag von Pit »

was habt ihr für merkwürdige tone? bei mir passt das so wie ich es drehe...
um kein chaos zu haben, ritze ich mit einer nadel in alle deckel, töpfe oder teller die drehmaße. das hilft auch, wenn in 2 jahren dann plötzlich ein kunde auf der matte steht und ersatz für ein kaputtes teil sucht.
schwindung ist doch höchstens 10% bei schamottiertem ton. und wenn bei 25cm etwas mal 3% mehr oder weniger schwinden sollte, so macht das gerade mal 7mm aus. das sind 3,5mm (die man mal am rand zerrt) die man doch bestimmt als toleranzwert übrig hat.
aber wie gesagt. ich dreh alles gleich groß und es passt. :roll:
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Kann Pit's Standpunkt nur unterstreichen. Die Schwindungeunterschide können gar nicht so doll sein. Wichtiger ist glaube ich grosszügig zu arbeiten, so dass genügend Sputt für 1. minimale Schwindung, 2. leichte s Verziehen und 3. Glasur bleibt. Bei Glocke und Teller kann man übrigens einen ganz flachen Teller ohne "Rille" für (den Rand der) Glocke drehen, dann passt die Glocke immer - oder aber wenn man Wert darauf legt eine breitere Rille. Bei Glocken dürfte das Problem eher sein, dass sie sich leicht etwas verziehen, dann passen sie natürlich nicht mehr.

Ich habe jahrelang alle Arten von "Passungen" und Deckel gedreht, und bestätige hiermit nur meine Erfahrungen.

PS: Notfalls, wenn man nur ganz minimale Unterschiede die vom ungenauen Arbeiten stammen, ausgleichen möchte, - kann man "Deckel und Dose" ganz oben bzw. ganz unten in den Ofen stellen. Und genau hier merkt man dass der Unterschied nur ganz gering ist. Der Umkehrschluss, liefert hier quasi den Beweis dass die Schwindungsunterschiede nur ganz minimal sind :wink:
Sabine W.
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Beitrag von Sabine W. »

Ach ja, wie schlau - da hat mich dann wohl mein Auge getäuscht, als es zwar frisch gedreht passend war (und ich habe mich auch nicht vermessen), aber lederhart nicht mehr...
Ich drehe auch einen flachen Teller ohne Rille für die Glocke, muß trotzdem so passen, daß die Glocke nur minimal Spiel hat. Mein Ton ist unschamotiert, schwindet schon recht stark und bei gesagter Glocke hatte ich als Schwindung von frisch gedreht zu lederhart am oberen Rand statt sonst 3 Prozent knapp 10 Prozent auf Grund der offenen Form. Werde also bei den nächsten Versuchen den Teller viel kleiner drehen als die Glocke und notfalls eher vom inneren Rand der Fahne noch etwas abdrehen.

Das mit den Öfen kann man auch nicht pauschalisieren, der über 40 Jahre alte Naber, den ich gerade nutzen muß, brennt anders als mein zukünftiger Ofen mit Zweizonensteuerung (hoffe ich zumindest).

Großzügig zu drehen wäre echt nicht mein Stil! Ich finde es unästhetisch, wenn ein Deckel in seiner Passung schlackert und luschiges Zeugs gibt's doch schon genug, mein Anspruch (und der meiner Klientel) ist ein anderer.

Ciao

Sabine
ra
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Beitrag von ra »

Also bei mir werden Schalen beim Trocknen nur zunächst steiler, sie ziehen sich aber wieder hin, wenn ich sie ordendlich trockne (nicht zu schnell und gestürzt).

Genauso bei Tellern. Der Rand trocknet als erstes und zieht sich zusammen, dadurch ist er in dem Moment steiler, aber wenn der Boden beim Trocknen "nachzieht" wird er wieder genauso flach wie ich ihn gedreht habe.

Ich drehe solche Sachen frisch gedreht zusammenpassend und warte bis sie wirklich die gleiche lederharte Konsistenz haben, und zwar nicht nur Teller und Glocke, sondern auch innerhalb der Stücke, oben und unten, innen und außen, bevor ich abdrehe und Passung leicht korregiere.

Wenn ich das Gefühl habe, es ist im gleichen Zustand und bereit zum Abdrehen, packe ich alles gut ein und warte nochmal 1 bis 2 Tage, dann kann die Feuchtigkeit sich noch besser verteilen. Dann wird erst abgedreht.

Schließlich muß jeder selbst rausfinden, wie es bei ihm am Besten funktioniert.
Andere Voraussetzungen - andere Ergebnisse.

Viele Grüße von Ute
Sabine W.
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Beitrag von Sabine W. »

Klar holt der Rest des Gefäßes mit dem Schwinden noch etwas nach, wenn er ebenso trocken ist wie der Rand, aber völlig so wie frisch gedreht werden meine Formen nicht, auch wenn ich sie so früh wie möglich umdrehe bzw. den Rand mit einer Holz-/Gipsplatte und Folie darunter beschwere und auch alles mindestens einen Tag und eine Nacht lang zusammen einpacke vorm Abdrehen, damit sich die Feuchtigkeit insgesamt angleicht.
Ich denke auch, daß das alles immer von den ganzen Bedingungen und vor allem sehr vom Ton abhängt. Gehenkelte Sachen muß ich zum Beispiel extrem langsam trocknen, ewig fast eingepackt lassen und nur die Folie ein wenig lüpfen, damit ich keine Risse an den Ansätzen kriege. In der Werkstatt, in der ich gelernt habe, konnten wir die meisten Sachen gleich offen stehen lassen und ich mache jetzt nichts anders. Dafür dreht sich mein Ton sooo schön sahnig...

Ciao

Sabine
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Sabine W. hat geschrieben:Dafür dreht sich mein Ton sooo schön sahnig...
Tja, meine Gutste, fetter Ton dreht sich schön "sahnig", schwindet aber umso mehr, und deine gehenkelten Sachen müssen extrem lansam trocknen. Wie wär's mit einem etwas weniger fetten Ton, vielleicht würde "etwas weniger Sahne" alle anderen Probeme aufwiegen?
Sabine W.
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Beitrag von Sabine W. »

Niemals!!!

Tja, mein Gutster, geht mir eben über alles, wie sich's anfühlt, was ich so täglich zwischen den Fingern habe... Und das ist ja nicht der einzige Vorteil meines Tones - ist eine frühsinternder Steinzeugmasse, mit der ich Glasurfarben hinkriege, die sonst nur im Steingut-Bereich zu erzielen sind. Dadurch, daß ich ca. 100°C niedriger brennen kann, spare ich doch einiges an Strom. Das Sintermehl wirkt etwas wie Schamotte, nur daß man keinerlei Körmchen merkt beim Drehen oder Abdrehen (das kann ich nämlich GAR NICHT leiden). Großdrehen ist jedenfalls kein Problem. Außerdem habe ich gerade 2,5 t fast umsonst bekommen von einer Töpferin, die leider aufgehört hat.
Aber für Gasofen-Brände und mein Calziumphophat-Eisen-Rot habe ich noch den 9zf von Jäger - fühlt sich ja nicht halb so gut an...

Ciao

Sabine
adelfos
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Beitrag von adelfos »

Gleicher Ton immer gleiche Schwindung !

Noin! Denn der Anmachwassergehalt eines Tones für Flachware ist meist nicht dersebe wie für Hohlware.

Bei mir zumindestens.

Teller werden bei mir mit wesentlich weicherm Ton auf der Scheibe gedreht, aber auch ein- und übergedreht, Hohlware wird ausschliesslich auf der Scheibe hergestellt. Die Drehmasse schwindet (Gesamtschw.) 7,5%, die Masse zum Ein- u. Überdrehen 8%. Das macht der unterschiedliche Anmachwassergehalt.

Könnte auf das beschriebene Problem zutreffen.....
:D
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
Sabine W.
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Beitrag von Sabine W. »

Hallo Bernhard!

Eigentlich halte ich es auch so, daß ich für Flachzeugs weicheren Ton verwende, um Kraft zu sparen. Aber wenn die Teile am Ende zusammenpassen sollen, nehme ich den gleichen Ton für beides und drehe außerdem die Deckel von größeren Gefäßen wie Käseglocken und ähnlichem ebenfalls auf Gipsplatten. Also daran liegt's auch nicht, zumindest nicht bei mir (und isarwinkler, die das Thema mal angefangen hat, schweigt ja sehr beharrlich seitdem...)

Guten Rutsch und viele Grüße nach Griechenland! Hab' alle meine Drehschwämme von Kalymnos, der Schwammtaucherinsel, und ganz viele positive Erinnerungen an dieses schöne Land!

Sabine
adelfos
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Beitrag von adelfos »

Freilich passen auch wir Teile im lederharten Zustand zueinander weil da die Schwindung der Teile gleich ist. Ein guter Deckel darf ja auch nie zu knapp gearbeitet sein, es soll schon etwas Spiel da sein für die Glasur und auch noch ein klein wenig mehr falls sich irgendwas leicht verzieht. Nichts ärgerlicher wie ein zu knapp sitzende Deckel oder einer der nur in einer bestimmten Stellung passt.

Übrigens : Deine Schwämme, hast die auch selbst getaucht?

Guten Rrutsch !
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
Sabine W.
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Beitrag von Sabine W. »

Hallo Bernhard!

Nein, die Schwämme habe ich nicht ertaucht! Da würde ich mich doch gar zu sehr gruseln, habe mich schon zum Schnorcheln sehr überwinden müssen - das tiefe Wasser ist nicht so meine Sache... Die Schwämme, die dort (sehr günstig) verkauf werden, stammen inzwischen wohl auch überwiegend aus Nordafrika.

Viele Grüße

von Sabine
isarwinkler
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Beitrag von isarwinkler »

Ja, liebe Leut', nicht "sie", sondern "er" hat Eure Beiträge durchaus aufmerksam gelesen! Danke auch dafür! Nur standen momentan andere Projekte an.

Inzwischen habe ich den Ton gewechselt und arbeite nicht mehr mit fettem schwarzen Ton, der von Hause aus eine sehr starke Schwindung hat, sondern mit WM2502 in weiß, und nach den ersten Bränden kann ich feststellen, dass sich das Problem erledigt hat - inzwischen bin ich auch etwas großzügiger mit den Toleranzen - und mit mir!

Grüße, Gernot
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