Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

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Vallo
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Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Vallo »

hallo,

ich habe folgendes Problem, dass auf Geschirr nach langer Nutzung Kratzer vom Schneiden sichtbar werden. Irgendwie ist die Glasur wohl nicht hart genug. Gibt es da denn irgendeine Chance den Härtegrad von Glasuren zu beeinflussen?
Ton: Wittgert 116 sf 0- 0,2, Schrühbrand 950 ° C, Glasur Jäger 1251a Glänzend, Glattbrand bei 1240 ° C.
Das angehängte Foto habe ich stark bearbeitet, so dass die Kratzer richtig gut rauskommen. In echt sind die eher noch recht unauffällig, aber mit dem Auge schon sichtbar.
Oberflächenfoto.jpg
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Maria Ortiz Gil
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Vallo,

sind das wirklich Vertiefungen, in denen sich etwas glasurfremdes fest gesetzt hat, z.B. Tee?

Ich finde das sieht eher so aus, als ob die Glasur so matt ist, dass sie wie ein Schleifstein wirkt und das Metall des Bestecks daran hängen bleibt. Die Glasuroberfläche selbst muss dabei nicht unbedingt beschädigt werden. Sonst wären die Kratzer ja heller, und nicht dunkler als der Untergrund.
Man kann auf dem Foto nicht richtig erkennen, ob es sich um eine glänzende oder matte Glasur handelt. Am Rand erkennt man etwas Glanz, aber das könnte von der Außenglasur sein.

Schönen Gruß
Maria Ortiz
Ursula28
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Vallo,
scheuer doch mal mit ATA an einer kleinen Fläche, wenn die Kratzer dann nicht mehr sichtbar sind, dann liegt es am Besteck, wie Maria bereits vermutet.
Gruß Ursula
Vallo
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Vallo »

besten Dank für die schnellen Anregungen. Es handelt sich um eine glänzende Glasur. Kräfitg geschrubbt mit Spülmittel habe ich schon.
Sobald ich wieder Zugriff habe, werde ich mal mit Ata scheuern. Das geht erst im neuen Jahr. Dann gebe ich Bescheid.
Vallo
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Vallo »

hallo,
ich habe jetzt nochmal genauer geschaut und gescheuert mit Ata. Dann mich noch ein wenig eingelesen. Die Messerspuren gehen nicht mit putzen weg. Von daher habe ich vielleicht doch den Verdacht, dass es Glasurverletzungen sind. Im Interent findet man die Härteeinheit Mohs. Leider habe ich keine Tabelle gefunden, welche Härte Keramik bei welcher Temperatur bekommt, aber bei 1240° sollte es annähernd einen Härtegrad von 4,5-5 Mohs haben. Dieser Härtegrad ist noch mit einer Stahlklinge ritzbar, so dass die Spuren dann eventuell Schnitte in der Glasur sein könnten. Hat da jemand noch näheres Wissen? Gibt es denn irgendwo eine Tabelle, wieviel Grad welchen Härtegrad erzeugen? Hat vielleicht jemand noch eine Idee, ob man da ohne auf 1300 ° zu gehen noch irgendwie mehr Härte in der Oberfläche erziehlen kann?
Besten Dank
Vallo
Maria Ortiz Gil
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Vallo,

die Härte einer Glasur hängt nicht von der Brenntemperatur ab, sondern von deren Zusammensetzung.

Schönen Gruß
Maria
leckerpott
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von leckerpott »

Hallo Zusammen,
Auch eine glänzende Glasur kann teilweise unausgeschmolzen sein und daher eine rauhe Oberfläche haben. Es könnte auch sein, dass die Spülmaschine die Glasur abträgt und sich daher eine rauhe Oberfläche bildet. Da es eine gekaufte Glasur ist kann man leider auch nicht nachvollziehen, wie die zusammengesetzt ist.
https://leckerpott.de
Vallo
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Vallo »

Besten Dank. Also wenn die Härte nicht von der Temperatur, sondern von der Zusammensetzung abhängt, gibt es da eine Literaturempfehlung, die einem hier das näherbringt? Zusammenhang von Rohstoffen und Härte, generell zu diesem Thema?

Zur Spülmaschine, also die Glasur ist glänzend, aber wenn ich Deiner Vermutung folge und die Glasur doch ein wenig rauh ist, dann würden die Kratzer doch eher auf Messerabrieb hindeuten, als auf Kratzer. Oder verstehe ich das falsch?

viele Grüße
Vallo
Jens Adam
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Jens Adam »

Hallo Vallo,
Du kannst den umgekehrten Test recht einfach machen: zieh einen Löffel mit leichtem Druck über die Glasur, dann kannst Du sehen, ob es am Metall liegt.
Theoretisch sollten die Metallspuren durch Einwirkung von Salzsäure entfernbar sein (keine Alltagslösung), die Kratzer würden natürlich bleiben. Außerdem würde die Säure eventuell auch die Glasur angreifen, falls diese nicht säurefest ist.
Glasurkomponenten hier aufzuzählen würde wenig bringen- Du kennst die Zusammensetzung Deiner Glasur nicht, das wäre zu Allgemein.
(Magnesium erhöht die Härte, mattiert aber gleichzeitig, Aluminium und SiO2 sollten hoch sein)
Falls Dich das Thema langfristig interessiert: zB Wolf Matthes "Keramische Glasuren" oder in den englischsprachigen Glasurforen suchen.
Viele Grüße, Jens
leckerpott
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von leckerpott »

Hallo Vallo,

Ich kenne leider kein Buch zu dem Thema. Falls jemand eines empfehlen kann wäre ich auch sehr interessiert. Den Matthes habe ich schon, den finde ich nicht verständlich genug aufbereitet. Der mag viele Informationen beinhalten, aber die kann man erst verstehen, wenn man ein sehr gutes Grundverständnis von Ton und Chemie hat. Und leider ist dieses bisher nicht in einem gut verständlichen Buch zusammengefasst, zumindest habe ich noch nichts gefunden. Ich habe mehrere Kurse bei ceramicsmaterial workshop gemacht, wo er Versuche zu verschiedenen Fragestellungen zeigt und Schlüsse daraus zieht. Auch geht es viel um Chemie und Grundlagen von Ton und Glasurverständnis.

Woher sollen die Markierungen sonst kommen? Ich glaube nicht dass sie sich so gleichmäßig IN der Glasur ausgebildet haben, das ist zwar nicht unmöglich aber eher unwahrscheinlich, wenn man sich craquele oder so anschaut. Das ist natürlich alles nur Vermutung meinerseits, die muss überhaupt nicht richtig sein. Das dunklere ist ja auch nicht Bestandteil der Glasur, dass hat sich von irgendwoher da eingelagert, entweder von außen oder von innen. Vom Scherben her könnte sich zum Beispiel auch Schimmel bilden, der schwarz sein kann, wenn der Scherben nicht dicht genug ist. Aber das wäre auch nicht so gleichmäßig linear. Für mich liegen da Kratzer von Besteck am nähsten.
https://leckerpott.de
Yaki
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Yaki »

leckerpott hat geschrieben: Freitag 22. Januar 2021, 10:49 Den Matthes habe ich schon, den finde ich nicht verständlich genug aufbereitet.
Vielleicht einfach eine ritzharte Glasur aus dem Matthes nehmen.
Z.B. die Nr. 415 für SK 5a/7

Neue Keramik Workshop II; Seite 80; ist ein Artikel über ritzharte Glasuren von Gustav Weiß.
Vallo
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Vallo »

Besten Dank,
dann muss ich da wohl doch ans testen richtig rangehen. Also es scheint tatsächlich vorallem Abrieb zu sein. Mit Ata ging nichts weg, aber mit Essigsäure und einweichen habe ich die Spuren zu 95 % entfernen können. Die Glasur brennt nicht ganz glänzend aus. Ist eine recht günstige Glasur, aber daher sicher auch vorallem mit Zirkonweiß und nicht mit Zinnoxid. Daher voraussichtlich die Probleme mit der nicht ganz glänzenden Oberfläche.
Matthes 415 ist ein guter Tip, aber ich will gerne eine weiße hochglänzende glasur und die ist dann doch eher Seidenmatt, weißbräunlich und laut Matthes . Ein hochbrennend weiße glänzende Steinzeug Geschirrglasur gibt es im Matthes nicht.
Was spricht denn gegen das Einfärben einer Transparenten Glasur mit Zinnoxid? Die transparente von Jäger 1290 ist ziemlich klasse in allen Eigenschaften und genau was ich suche halt in weiß.
Ansonsten werde ich mich auch an die infos aus dem Kalkspatz über Glasurempfehlungen (glazy.org) einmal rantasten.
vallo
Ono
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Ono »

Hallo Vallo,
deine transparente Glasur mit Zinnoxid einzufärben ist einen Versuch wert. 4 bis 8 % sollten gehen (natürlich alles trocken abwiegen).
Aber mit Wittgert 116 kannst du Zinn vergessen. Da ist Chrom drin und dann wird die Glasur wahrscheinlich mehr oder weniger Pink.
Da wäre dann doch Zirkonsilikat empfehlenswert, ungefähr 10% vermutlich.
Das Buch "Ton und Glasur" von Daniel Rhodes und Robin Hopper ist vielleicht ein guter Einstieg. (Rezepte allerdings mit amerikanischen Rohstoffen)
Falls du englisch liest: "The Ceramic Spectrum" auch von Robin Hopper
oder
"Glazes from Natural Sources" von Brian Sutherland
sind gute Ansätze Glasurentwicklung zu lernen ohne Chemie zu studieren.
Obwohl ich es mir selbst angeeignet habe, mit der Segerformel umzugehen, und das natürlich auch Vorteile hat, würde ich das für den normalen Gebrauch nicht empfehlen. Einfach viel probieren reicht eigentlich aus, um ein paar brauchbare Rezepturen zu bekommen, wenn man ein Minimum an Grundverständnis für die Zutaten hat. Und es macht mehr Spaß. Man kann sich auch im Internet was raussuchen und da einfach mal eine kleine Serie machen, indem man die Prozentanteile etwas abändert.
Ein weiße glänzende Glasur hinzukriegen ist kein Hexenwerk, auch wenn man natürlich ein bis zwei Töpferleben damit verbringen kann, den ultimaiven Weißton mit erotischer Haptik zu kombinieren.
Habe ich natürlich längst geschafft ;)
Viel Spaß
Vallo
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Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Vallo »

Hi Ono,
Dir vielen Dank für die ausführlichen Tips, dann werde ich mich da mal reinarbeiten. Literaturtipps sind auch super, das hilft!
Valentin
Schalk
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Registriert: Samstag 14. Juli 2018, 13:49

Re: Kratzer in Glasur nach einiger Zeit

Beitrag von Schalk »

hallo,
biete super dankbarkeit für das rezept --- weiss auf steinzeug im hohen brennbereich.
love christineschalk@gmx.de
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