Seminarbericht: Bau eines 500 l-Holzofens in Crinitz

von Ulrike Langerfeld

Zur Zeit der Sommersonnenwende in diesem Jahr trafen wir uns in der alten Töpferei von Christel Kiesel in Crinitz/Niederlausitz zum Ofenbauseminar mit Mani Tille. Bevor wir ankamen hatten die beiden schon ohne uns geackert: ein 1m3-Ofen aus Leichtsteinen, die wir für den neuen Ofen verwenden wollten, war abgerissen und das Gestell aus Winkeleisen für den neuen Ofen war zusammengeschweißt.

In einer Ecke des riesigen Trockenbodens, eine Etage über den beiden altehrwürdigen 15m3-Öfen nahm sich die Baustelle des 500 l-"Spielzeug-Öfchens" fast verloren aus. Ich nehm´s vorweg: Beim Arbeiten daran wuchs freilich in unseren Augen der Ofen und gewann ungemein an Bedeutung, Größe und Schönheit!

Schon am ersten Abend mauerten wir einen Sockel, dessen Mörtelüberzug über Nacht antrocknen konnte - wir hatten Gelegenheit, uns kennenzulernen.

Der zweite Tag war wohl der arbeitswütigste. In immer neu gemischten Kleingruppen arbeiteten wir an den verschiedenen Ecken. Zu tun gab es genug, vor allem zu mauern, im Blick behaltend den gesamten Aufbau, wobei Details wie der Feuerost, Durchlässe, Abzüge und Öffnungen zum Teil Fummelarbeiten sind die aufhalten und Knoten im Gehirn machen. Gut, daß Mani den Überblick hatte! Es gab Steine zu schleifen (vor allem für das Gewölbe) und zu sägen, was eine dankbare Arbeit bei Leichtsteinen ist, und ganze gemauerte Flächen zu verschleifen, damit später nichts aus den Fugen in den Ofen bröselt. Einen Metaller hatten wir dabei, der einen schönen Türrahmen schweißte.

Mani gab zwischendurch unterm Nußbaum im Garten eine Theorieeinheit zum Ofenbau. Es ging um Materialien, Preiskalkulation, Berechnungen, Bestimmungen, Verbote...

Am dritten Tag bauten wir eine Gewölbeschablone für das Deckengewölbe - umständlich, aber wunderschön - mauerten den Türrahmen aus und schließlich das Gewölbe selbst. Zeit, den Ofen mit Sekt zu begießen und zu taufen auf den Namen SM 99 (d.h. Seminar Mani 99).

Der vierte Tag war vor allem für die Metallfans unter uns: eine gewaltige und beeindruckende Türkonstruktion entstand. Aber auch der Fuchskanal, Verbindung zum Kamin, mußte noch gemauert werden und manch einer glasierte seine Sachen für den Brand, den wir nicht salzen wollten, weil der Ofen vor dem Salzen eine Kur bekommen soll mit dem "Wundermittel" ITC 100. Abends räumten wir den Ofen ein und waren guter Dinge. Der fünfte Tag schließlich war der Tag des Feuers und des Feierns. In dreizehn Stunden heizten wir den Ofen ohne Probleme auf 1180°C. Der Holzverbrauch ist allzu empirisch ermittelt, um ihn hier angeben zu können und ließe sich außerdem wohl auch noch optimieren.

Während des Heizens gab es die Möglichkeit, einen kleinen Schweißkurs mitzumachen. Mir selbst bleibt das Schweißen so unheimlich wie vorher.

Überhaupt konnten einige gar nicht mehr aufhören zu schweißen, zu vergolden und zu schmücken. Und Christel kriegte einen brandneuen Brennerstuhl gebaut.

An den gewaltigen Kamin angeschlossen, nahm die Temperatur schwindelerregend schnell ab, bis wir einen Falschzug im Fuchskanal öffneten.

Am letzten Tag bezwangen wir unsere Neugier paddelnd im Spreewald. Aber dann - keine 24 Stunden nach Ende des Brandes - waren die fertigen Stücke zu bestaunen oder zu bejammern - je nachdem...

Mein gutes Gefühl am Schluß ist dies: Ich traue mir zu, mit Hilfe von Freunden und vor allem einem begeisterten Schweißer selber meinen Ofen zu bauen. Mani, Christel und Euch anderen im Seminar sei mein Dank. Es hat mir großen Spaß gemacht mit Euch.