Das Tier unter der Lupe oder Anstrengungen mit einem Chamäleon

Die Projekte hat Anett schon kurz angesprochen: 3 Aufgaben, die unsere zeichnerrischen und keramischen Fähigkeiten herausfordern sollten, waren während der 3 Jahre zumeistern.

Das 1 . Projekt, von dem wir Euch hier die wunderbaren Photos präsentieren, das TIER-PROJEKT (grunz, muh, mecker) ist leider das einzig komplett Abgeschlossene - ein Nachteil des Blockunterrichts: Die Fertigstellung einer Planung zieht sich zuweilen über ein ganzes Jahr hin. Die Photos waren also im Kasten - da lag es nahe, über diese Arbeit etwas ausführlicher zu berichten, obwohl mir persönlich die Herstellung der "Keramischen Sitzgelegenheiten" mehr Spaß gemacht hat. Die Aufgabe war baukeramisch interessant (z.b. Anwendung der Überschlagtechnik), die Größe war auch nicht ohne, und die Dekorfrage, die sich plötzlich ganz anders stellt, als bei den Töpfen, eine Herausforderung. Doch auch diese Arbeit wird erst in den nächsten Wochen beendet sein. Das letzte Projekt - Pflanzenstudien im Zeichenunterricht und deren Umsetzung in ein " Pflanzliches Objekt aus Porzellan " wartet ebenso noch auf seine Vollendung. Also, das TIERPROJEKT.

Nun ist unsere Landeshauptstadt zwar nicht gerade die Schönste unter Deutschlands Großstädten, und zuweilen fällt es recht schwer, die heimatlichen (oft dörflichen ) Gefielde zu verlassen, um wieder sechs Wochen im Exil zu verbringen, was mir jedoch immer wieder gefällt, sind die vielen Museen (z.B. die Staatsgalerie), die wirklich großzügig angelegt sind und auch an Zeichenmotiven einiges zu bieten haben.

Sommer in Stuttgart, Ende erstes Lehrjahr .. Das Rosensteinmuseeum beherbergt alle erdenklichen Tiere, die sich im Gegensatz zu denen im Stuttgarter Zoo (Wilhelma) zum Glück recht ruhig verhalten, sie sind nämlich ausgestopft. Darüber war ich sehr dankbar, denn so schnell wie ein Chamäleon seine Beute schnappt, kann ich leider nicht zeichnen. Umsetzung der Skizzen aus dem Museeum in eine Bleistiftreinzeichnung wurde gefordert. Dann das Schwierige : Mach mal eine technische Zeichnung von drei Ansichten eines Chamälions, daß du nur ausgestopft hinter einem Glaskasten kennst. War schon ein bißchen viel für die ersten Gehversuche auf diesem Gebiet. Zumal das Ganze ja dann mit Maßangaben für die Umsetzung im Ton dienen sollte. Die Unterstützung im Unterricht war in diesem Fall leider recht schlecht. Mit Fertigstellung der Zeichnung ging auch der Block zu Ende, so daß die Ausführung in der Schulwerkstatt warten mußte.

November in Stuttgart, mitten im zweiten Lehrjahr .. Diesmal glücklich der heimatlichen Vorweihnachtswerkstatthektik entronnen. Neben der Produktion für den jährlichen Weihnachtsverkauf an der Schule, mit dem wir die Reisekasse für die Klassenfahrt nach Faenza/ Italien im dritten Lehrjahr auffüllen wollten (Reisebericht folgt ...),wurde auch hier wieder die Zeit in der Werkstatt eng. Ein Gefühl, welches mich bis zum heutigen Tag im vorletzten Schulblock nicht loslässt: Für viele Dinge ist die Zeit zu knapp bemessen, wenig Werkstattstunden, wenig Fachtheoriestunden, dafür viele Zeitlücken und merkwürdige Fächer wie KSB (Kunden- und Service Beratung). Das lähmt mich einerseits und läßt mich andererseits z.B. in der Schulwerkstatt in Hektik verfallen. Ein sehr unbefriedigendes Gefühl. Du steckst voller Wißbegier und Tatendrang, kannst dir deine Zeit " Dank " eines unflexiblen Stundenplans nicht selbst einteilen, sodaß dein Spielraum sehr eng ist. Die letzten zwei Werkstatttage sind also für das Modellieren der Tiere reserviert.

Maßgenauigkeit nach der technischen Zeichnung war gefordert, so lag es nahe, den verwendeten Baukeramikton (Steinzeug, feinschammotiert) zu einem Klotz zu schlagen, um die Zeichnungen (Seitenansicht, Vorder-und Draufsicht) direkt anlegen zu können und Punkte bzw. ganze Körperlinien einzudrücken, um dadurch den Umriss festzulegen. Dann gings wie beim Steinmetz, nur leichter: Alles was übersteht - weg damit. Und so schälte sich langsam aber sicher die grobe Form heraus. Das war der Zeitpunkt, das Tier zu schlachten und auszunehmen,denn hohl muss es ja sein, zum Brennen. Möglichst in zwei Hälften, die nach dem Aushöhlen eine gleichmäßige Scherbenstärke haben sollen. Zusammensetzen nach guter Baukeramikmanier - Schnittstellen aufrauhen, anschlickern und zusammendrücken, von Außen vernähen. Schwierig - " Unser Tier " ist noch recht weich, denn die Details wie Augen, Zungen, Ohren müssen noch herausgearbeitet werden.

Nach dem Schrühen muß das ein oder andere Ohr wieder angesetzt, diese und jene Kralle wieder geflickt werden, aber alles in allem sind wir doch recht zufrieden- auch mit der Farbgestaltung durch Auftrag mit Schwamm oder Pinsel von Oxyden direkt auf den geschrühten Scherben - die verschiedenen Hautstrukturen (von Fell bis Feder) kommen so gut zur Geltung. Noch einmal Brennen (1150°C )- und da sind sie. Rauh anzufassen, aber nett anzusehen.

Christiane