Keramik auf den Phillipinen

ein Orginalbeitrag von John Lorenzo Pettyjohn

(übersetzt von Günter Haltmayer, man möge es ihm verzeihen)

Obwohl Keramik von den philippinischen Inseln nicht besonders bekannt ist, haben wir doch eine lange Tradition der Töpferei, die mindestens einige tausend Jahre zurückreicht. Die älteste hier gefundene Keramik ist im offenen Feuer gebrannte Irdenware und erinnert an alte chinesische Keramik. Auch die ältesten gefundenen Flechtwaren und Stoffe weisen große Ähnlichkeiten zu diesen Regionen auf, darum muß meiner Meinung nach eine Verbindung nach China und Südostasien bestanden haben. Sogar bis auf den heutigen Tag können einige dieser uralten Handwerkstechniken noch in den Bergregionen im Norden der Hauptinsel Luzon gefunden werden.

Sagada und Banawe (ungefähr 8-10 Busstunden von Manila) sind zwei der Orte wo Stammeskulturen noch heute die überlieferte Keramik herstellen. Die Ifugao sind aber auch berühmt für ihre wundervollen terassierten Reiskulturen, die im Rhythmus des Wachstum der Reispflanzen ihre Färbung ändern.

Bei ihnen wird Reiswein für zeremonielle Zwecke in großen Keramikgefäßen gebraut. Jede Familie hat eine mehr oder minder große Sammlung solcher Gefäße, von denen die meisten chinesischen Ursprungs sind und aus der Sung- oder frühen Ming-Dynastie stammen. In ihrem Wortschatz gibt es 30 bis 40 Wörter, die Größe und Form der Gefäße beschreiben. Sie sind als "Kenner" auf dem Gebiet der alten chinesischen Keramik bekannt, die ihre Vorfahren schon vor Hunderten von Jahren eingehandelt haben müssen.

Diese Region ist wirklich sehenswert und so trifft man dort jedes Jahr in der Trockenzeit von Januar bis Mai (in der auch keine Wirbelstürme auftreten) viele Rucksacktouristen.

Chinesische Keramik kann überall auf den Philippinen gefunden werden. Sie muß bei den Stammesvölkern, die mit seefahrenden Händlern Kontakt hatten, für zeremonielle Zwecke sehr geschätzt worden sein.

Die meisten dieser Antiquitäten sind aus der Sung- und Ming-Ära, aber es können sogar noch ältere Töpfe aus der Yuan-Epoche gefunden werden, wovon die meisten Seladone sind. In Begräbnisstätten findet man daneben auch oft vietnamesische und thailändische Keramik.

Jedesmal wenn ich in der Umgebung meines Hauses 60 Kilometer südlich von Manila wandere, bin ich erstaunt über die Menge der Scherben, die man finden kann.

Diese sogenannte "Handelskeramik" unterscheidet sich stark von der "herrschaftlichen" Keramik, die nur für die Fürsten- und Königshöfe produziert worden ist. Sie war ein Massenprodukt, das ausschließlich für den Export hergestellt wurde und daher oft alles andere als hundertprozentig perfekt ist - aber gerade diese Imperfektion und die vielen Mängel macht sie noch schöner, wie jeder Töpfer verstehen wird.

Ich habe japanische Kunstsammler getroffen, die auf den Philippinen ausschließlich auf der Suche nach früher Teezeremonienkeramik waren, die in Japan unbezahlbar sein muß.

Das Nationalmuseum in Manila zeigt eine Vielfalt an verschiedenster Keramik, ebenso wie einige private Sammlungen. Der berühmteste Topf des Landes kann auch im Nationalmuseum bewundert werden: der "Mannungul" -Topf. Es ist eine große Irdenwareurne , mehr als tausend Jahre alt, die auf dem Deckel ein beeindruckendes Bild zweier "Geistmenschen" trägt, die in einem kleinen Boot in eine andere Welt fahren. Dieser Topf ziert auch einige philippinische Münzen.

Es wird immer noch eine Menge traditioneller Keramik im Lande produziert. So ist der allererst Steinzeugbrennofen der Philippinen, der in Vigan in der Provinz Ilocos durch chinesische Siedler gebaut wurde, immer noch in Betrieb. Vigan ist der nördlichste Punkt der Insel Luzon, ungefähr 8 Fahrstunden von Manila. Die Töpferei muß wohl seit dem 18. Jahrhundert existiert haben und stellt große gedrehte Gefäße her, die in dem uralten Anagama gebrannt werden. Die Töpferscheiben sind LKW-Achsen, die in die Erde eingelassen wurden. Angetrieben werden sie von jungen Burschen, die für die "maestros" genannten Töpfer die Scheibe treten müssen.

Die Töpfe haben nur eine leichte Anflugsglasur aus Holzasche und erinnern manchmal an Bizen-Ware aus Japan. Oft sind sie auch überfeuert und gelegentlich kommen Kunstsammler zu dieser Töpferei, um die deformierten Formen zu erwerben. Ein großes Gefäß von einem Meter Höhe kostet immer noch, soweit ich weiß, ungefähr 20US$.

Der typische "philippinische " Topf ist eigentlich der "Palayok" oder Reistopf. Er wird ausschließlich durch Töpferinnen in Regionen, wo Reis kultiviert wird, hergestellt. Die Technik ist interessant und kann, so denke ich, nur in Südostasien gefunden werden.

Ein Klumpen roter Ton wird auf einer Handdrehscheibe aus Holz gelegt und der Ton mit einer Hand zentriert, während die andere die Töpferscheibe dreht. Das Gefäß erhält einen charakteristischen Rand, der wie gedreht aussieht. Der Boden des Topfes wird später zu einer Halbkugel geklopft und getrieben. Die Gefäße werden teilweise mit Engobe dekoriert und in einem offenen Feuer aus Holz und Reisstroh gebrannt.

Die so entstandenen schwarzen Töpfe mit roten Feuerspuren sind überaus reizvoll und bei den einheimischen Köchen sehr beliebt, weil die darin über einem offenen Feuer gekochten Suppen oder Reis besser als in anderen Gefäßen schmecken sollen.

Großen Einfluß auf die philippinische Kultur hatten auch die spanischen Kolonialherren, die ihre Irdenwaretechniken mitbrachten. Viele alte Kirchen aus dem 17. Jahrhundert sind aus roten Ziegeln und Platten erbaut worden. Diese Bauweise findet man auch in der ganzen Architektur des Landes wieder.

So gibt es eine Reihe von Töpfereien, die im spanischen Stil Töpferwaren wie Wasserkrüge, Schmortöpfe und Blumentöpfe in großen holzbefeuerten Brennöfen herstellen. Einige verwenden auch eine einfache Engobenmalerei und Bleiglasuren.

Ein paar dieser Töpfereien gibt es im Zentrum von Luzon, nicht weit nördlich von Manila - in der Nähe des berüchtigten Vulkans Mt. Pinatubo, der eine solch gewaltige Fläche verwüstet hat, das man es wirklich gesehen haben muß, um es zu glauben.

Diese feine Vulkanasche ist übrigens ein hervorragender Glasurrohstoff und ich habe mir einen Vorrat für Lebenszeit durch das Abkehren der Runway des Manila Airport verschafft.

Andere "spanische" Brennöfen habe ich noch in Cebu, der zweitgrößten Stadt des Landes und in Leyte gesehen, die beide auf den Visaya-Inseln liegen. Auf den mehr als 7000 Inseln dieser Nation warten bestimmt noch viele andere alte Töpfereien auf ihre Entdeckung.