Einige Museen sind im Besitz interessanter Sammlungen (Musée des Arts d'Afrique et d'Océanie, Paris !!), selten kann man heute noch hochwertige Stücke im einschlägigen gehobenen Antiquitätenhandel finden.
Da bei der Herstellung weder Töpferscheiben noch Brennöfen oder spezielle Werkzeuge verwendet wurden, kann man davon ausgehen, daß sich seit der Zeit des Neolithikums keine gravierenden technischen Veränderungen ergeben haben. Nimmt man nun diese über Jahrtausende stabile technische Tradition zum Anlaß, auch auf formaler Ebene und auf Ebene der Dekorsysteme Vergleiche mit frühgeschichtlicher Keramik zu suchen, so ergeben sich starke Bezüge zu frühen, meist matriarchalen Kulturen im gesamten Mittelmeerraum bzw. Europa. Als Brücke für technische und gestalterische Vergleiche kann dabei das Farbsystem roter, eisenhaltiger und schwarzer, manganhaltiger Oxydmalerei auf weißem kaolinhaltigem Malgrund betrachtet werden.
Da sich die Herstellung der kabylischen Keramik traditionell in der Hand spezialisierter Meisterinnen befand, unterscheidet sie sich in der gestalterischen Sicherheit deutlich von der übrigen Stammeskeramik Nordafrikas.
Die verhältnismäßig geringe Zahl erhaltener Stücke erklärt sich daraus, daß niemals über den regionalen Bedarf hinaus produziert wurde und die im offenen Feldbrand gebrannten Gefäße keine hohe Verschleißfestigkeit besaßen. Obwohl sich die letzten Ausläufer dieser keramischen Tradition bis nach 1980 behauptet haben - die letzte mir bekannte Dokumentationsarbeit stammt aus den späten 70er Jahren - ist seit etwa 1950/60 eine signifikante Verarmung des künstlerischen Ausdrucks erkennbar. Dessen ungeachtet hat die kabylische Keramik unglaublich lange unverfälscht die Zeiten überdauert und reiht sich in ihrer formalen und graphischen Klarheit unter die Meisterwerke abstrakten Bildschaffens im Stammeskunstbereich ein.
Literatur: | |
A. van Genepp: | Études d'Éthnographie Algérienne, Paris 1911 |
Claire Launois: | Kabylie, traditional Rural Potteries, in: Tribal Arts 4/94, S.49-51 |
Tom Philipps: | Afrika, The Art of a Continent, München/New York 1995, S. 564 |
Marija Gimbutas: | The Language of the Godess, London 1989 |