1921 ziehen
die kunsthandwerklichen Werkstätten der halleschen Handwerker- und
Kunstgewerbeschule in die Burg Giebichenstein ein. Mit diesem Schritt
entsteht eine neuartige Kunstschule, deren Profil durch Produktionswerkstätten
bestimmt ist. Ihr Gründer ist Paul Thiersch, ein Architekt aus München.
Mit Auflösung
des Weimarer Bauhauses kommt 1925 eine kleine Gruppe von Künstlern,
angeführt von Gerhard Marcks, nach Halle. Sie wollen die Technikeuphorie
des Bauhauses nicht weiter mittragen und finden in der Burg Giebichenstein
ideale Arbeitsbedingungen: Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen
moderner Formgestaltung und traditionsbewusstem Handwerk. Als Paul
Thiersch 1928 Halle verlässt, übernimmt Gerhard Marcks sein Amt.
Er kann die Schule ohne gravierende Veränderungen über fünf weitere
Jahre halten.
Neben dem Bauhaus
gilt die Burg Giebichenstein in den zwanziger Jahren als die bedeutendste,
avantgardistische Kunstschule Deutschlands. Allerdings bleibt sie
in ihrem Verständnis von Kunst und Handwerk der romantischen Auffassung
der Zeit um 1920 verpflichtet, der Verherrlichung von Technik und
Funktionalismus schließt sie sich nur bedingt an.
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Die Machtergreifung
der Nationalsozialisten im Januar 1933 zerstört dieses Werk: 13
Lehrer und Werkstattleiter, darunter alle ehemaligen Bauhäusler,
werden entlassen, die Ateliers für freie Kunst und Architektur sowie
die Tischlerei werden aufgelöst. Übrig bleibt ein Torso, der auf
den Status einer Handwerkerschule zurückgestuft wird und 1938 zur
„Meisterschule des Deutschen Handwerks“ aufsteigt. Auf diese Weise
überlebt die Schule.
Nachdem der
5. Parteitag der SED 1958 die ‘Sozialistische Kulturrevolution’
einleiten sollte, wurden auch verstärkt Maßnahmen für eine Umgestaltung
der Kunsthochschule zur sozialistischen Bildungseinrichtung vorgenommen.
In diesem Zusammenhang wurde das bisherige Institut für künstlerische
Werkgestaltung Halle in eine ‘Hochschule für industrielle Formgestaltung’
umgewandelt.
Seit 1992 trägt
die Schule den Namen ‘Burg Giebichenstein – Hochschule für Kunst
und Design Halle’.
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