PIPPI + MoM – Redaktionsreaktion

 

Ich lebe als fünfte Generation auf dem Töpfereihof meiner Familie. Heute wohnen drei Generationen hier. Obwohl hier ziemlich viel wie aus alten Zeiten aussieht, hat sich das Wesen der Töpferei in meiner Generation drastisch geändert.

 

Noch in der DDR-Mangelwirtschaft wurde die Produktion direkt gebraucht. Heute brauche ich ein neues Motiv, warum ich Töpfe herstelle. Meine individuelle Entwicklung mit der Tradition zu verbinden, sehe ich als Aufgabe des Wandels. Aber praktisch sind erst einmal die 15 Kubikmeter-Öfen zu groß, und die Gesellen, die in Mengen große Töpfe drehen, gibt es auch nicht mehr. Aber mein Herz sagt mir, dass genau der Ofen den Kern der Tradition ausmacht. Ein kleiner Ofen kann mich besser ernähren, aber falls ich mal den großen Ofen wegen zu vieler Zwänge verlassen muss, wird es mir ein Stück Herz brechen. Aber noch hat der große Ofen was zu sagen.


Die Werkstatt hat sich für zwei Tage in ein High-Tech-Computerkabinett verwandelt. Meine Computerversuche sind langwierig-frustrierend und ich komme mir vor wie ein Steinzeitmensch mit einem Rasenmäher. Es würde schneller gehen, wenn ich das Gras einzeln rausrupfen würde. Ich fühle mich dem alten russischen Prinzip näher: Lieber handgreiflich-durchschaubare Schwermaschine als pixelnde Mikroprozedur. Aber ich möchte dazulernen und deshalb kämpfe ich mit dem Com-du-Puter.

 

Christel Kiesel