Der 1. April
2000 wird in die Geschichte der Innung und des kalkspatzes eingehen.
Auf Wirken von Alfred Schließler, dem baden-württembergischen Innungsmeister,
und auf Einladung von Thomas Scholl und Volker Ebendt, den Leitern
der Keramikschule in Stuttgart, fand ein gemeinsames Gespräch über
eine Zusammenarbeit in Teilbereichen statt.
Zu Beginn der
Sitzung bei der immerhin 36 Meister aber nur 4 „kalkspatzen“ anwesend
waren, wurden erst einmal die Standpunkte ausgetauscht.
Herr Schließler
erläuterte die Arbeit der Innung, die sich in erster Linie auf die
Ausschüsse Öffentlichkeitsarbeit, Umwelt und Technologie sowie Berufs-
und Fortbildung auf Bundesebene konzentriert. Die Innung stellt
die offizielle Berufsvertreterin des Keramikerhandwerks bei der
Gesetzgebung und anderen öffentlichen Verwaltungsakten dar. Der
Innung wird in diesem Rahmen eine hohe juristische Kompetenz beigemessen.
Würde es keine Innung geben, würden diese Angelegenheiten von berufsfremden
Verwaltungsangestellten abgewickelt werden, was sicherlich nicht
förderlich für das Handwerk wäre.
Volker Ebendt
und Margit Veigel stellt die vorläufige Auswertung einer bundesweit
durchgeführten Umfrage zur Situation der Ausbildung vor. Sie schildern
ihre Überlegungen zu neuen Organisationsmodellen für die Ausbildung
im dualen System, die versuchsweise in Stuttgart angegangen werden
sollen. Herr Ebendt weist ausdrücklich darauf hin, dass dem kalkspatz
für Seminare in Baden-Württemberg jederzeit die Räume in der Keramikfachschule
zur Verfügung stehen. Die Schule ist reichlich mit dem besten Equipment
ausgestattet, so dass hier sicherlich keine Wünsche offen blieben.
Der Vorstand
des kalkspatz Andi Kraft sah etwas in die Vergangenheit und hielt
den versammelten Meistern einen kleinen Vortrag über die Entstehung
des kalkspatz unter dem Motto „Unser Weg von der trotzenden Arbeitnehmervertretung
zur (fast) professionellen deutschen Keramikervereinigung“.
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Der Vortrag
sollte einen Schlussstrich unter die Ressentiments ziehen, die immer
noch von einigen Meisterbetrieben gegen den kalkspatz gepflegt werden.
Die vielfältigen
Engagements des kalkspatz beeindruckte die Versammelten. Es wurde
anerkannt, dass sich der kalkspatz als Interessenvertretung der
deutschen Keramik allgemein etabliert hat und eine Zusammenarbeit
der verschiedenen Organisationen nur fruchtbar sein kann.
In der anschließenden
Diskussion ergaben sich vielfältige gemeinsame Projekte, die zum
Teil schon konkret verabredet wurden:
- Erstellung eines Handbuchs – Umwelt und Gefahrstoffe – in verständlicher
Form
- Bündelung der Angebote und Nachfragen im Stellenmarkt des kalkspatz
- gemeinsame Seminare
- Seminarangebote in den Räumen der Fachklassen in Stuttgart
- Einbeziehung des kalkspatz in die Diskussionen um Meister- und
Gesellenprüfungen und anderer Fragen, die der gesetzlichen Regelung
bedürfen
- gemeinsame Erstellung fachlicher Publikationen
- gemeinsame Ausstellungen und Präsentationen eventuell auch auf
der ceramitec2000
- Erstmals soll eine gemeinsame Landesausstellung in der Karlsruher
Majolika 2001 organisiert werden. Eingeladen sind alle Innungs-
und kalkspatz-Mitglieder aus Baden-Württemberg.
Herr Schließler
hat es mit seinem Einsatz geschafft, dass sich beide Organisationen
annähern konnten. Es wird gehofft, dass dies nur der Anfang war,
und sich mal eine Zusammenarbeit auf Bundesebene einstellen wird.
Auch im kalkspatz gibt es Bewegungen, die sich mit einer Zusammenarbeit
mit der Innung schwer tun. Doch haben beide Vereine ihre festen
Aufgaben, und der eine kann ohne den anderen nicht existieren. Was
kann also für die Keramik besser sein, wenn gemeinsame Projekte
gestartet werden?
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